Standortplanung Philippstein/Altenkirchen
Die Firma Jost Wilhelm GmbH u. Co KG / Weilmünster plant auf der vom
Regierungspräsidium Gießen vorgestellten Vorrangfläche 2221 für Windenergie die Errichtung von
3 Windkraftanlagen des Typs Nordex N117/2400 mit einer Gesamthöhe von je 200m.
Die Fläche des Vorrangebietes beträgt nur ca. 16 Hektar und befindet sich östlich
des alten Handelsweges, genannt Feuersteinsweg oder Hugenotten- und Waldenserpfad. Aus der nachfolgenden Grafik
kann die Lage der Fläche in Bezug auf die umgebenden Braunfelser Stadtteile bestimmmt werden.
Die Fläche stößt östlich an das Natura 2000 Habitat (5516-301) im Philippsteiner/Bonbadener Wald und an ein Vogelschutzgebiet für Uhus (5414-450) im Bereich des alten Steinbruchs.
Nachfolgende Grafik gibt diese Flächen in Bezug auf die Vorrangfläche 2221 wieder.
Des weiteren befinden sich in unmittelbarer Nähe der VRG-Fläche 2221 (Abstand 600m) und südlich von Philippstein zwei Kernflächen (siehe nachfolgende Grafik) des hessischen Altholzinselprogramms. Nach der Naturschutzleitlinie ist die Hauptaufgabe der Kernflächen die Sicherung der naturnahen Arten- und Biotopvielfalt und natürlichen Prozessabläufe primär dort, wo noch mehr oder weniger intakte Biodiversitätszentren vorhanden sind. Im Wald bedeutet dies vor allem, die Schutzsituation von Alt- und Totholzbewohnern zu sichern und zu verbessern.
Zu nennen sind hier Greifvögel, Hohltaube, Eulen, Spechte, Wildkatze und Fledermäuse.
Schaut man sich den Kartenauszug des Regionalplans 2010 für dieses Gebiet genauer an, kann man unschwer
erkennen, dass die Wasserschutzgebietszone des Altenkirchener-Brunnens tangiert wird. Nachfolgende Grafik
gibt diesen Ausschnitt wieder. Das Schutzgebiet ist hellblau gebändert, die Vorbehaltsflächen
für oberflächennahe Rohstoffe (Diabas) sind rot gestreift. Alter und neuer Steinbruch sind als dunkelviolette Flächen erkennbar. Die hellviolette Fläche markiert die genehmigte Steinbrucherweiterung.
Die Planungen sehen nun als Aufstellorte für die Windkraftanlagen die längste Strecke innerhalb der Vorrangfläche
2221 direkt am Feuersteinsweg vor (siehe nachfolgende Grafik). Jedem seriösen Planer fällt sofort der Platzmangel an diesem Standort auf.
Damit einhergehen drastische Ertragseinbußen aufgrund gegenseitiger Beinträchtigung (Abschattung) der Anlagen.
Zudem führt die unmittelbare Nähe zum Steinbruch als Turbulenzquelle zu weiterer Ertragsminderung. Letztendlich
stellt sich die Frage, ob an diesem Standort die Energiegewinnung im Vordergrund steht. Weit logischer erscheinen einem neutralen Betrachter
doch eher Prestigegründe, die
Möglichkeit des Subventionsabgriffs als Quelle der risikolosen Anlagenfinanzierung oder steuerliche Sparmodelle die wahren
Beweggründe des Investors zu sein.
Auf dem folgenden Bild sind die Anlagenstandorte und die Lage der Steinbrüche aus der Vogelperspektive abgebildet.
Betrachtet man den Anlagenstandort aus der Distanz (Simulation aus Sicht des Stadtteils Bonbaden) fällt die
räumliche Nähe der Anlagen zueinander sofort auf. Der Abstand von Anlageturm zu Anlageturm beträgt hier lediglich 2,3 Rotordurchmeser.
Der Rotordurchmesser einer Nordex N117/2400 bemisst sich zu 117 m. Für diese Anlagenabstände ein seriöses Standgutachten zu erhalten, ist nahezu unmöglich.
Abschließend noch ein Blick links entlang des Feuersteinwegs mit den ersten Pfosten der Vermessung, welche die
Verbreiterung des Weges (auf 8m), die Kranstellflächen und Lagerbereiche der einzelnen Windkraftanlagen abstecken.
Die Verharmlosung der Eingriffe, welche auf den Bürgerversammlungen und den Ortsbeiratssitzungen von den Planern zu vernehmen
war, macht allein nur in Anbetracht der zu erwartenden Verbreiterung des Feuersteinsweges, einfach nur sprachlos. Die zukünftige
Breite erlaubt das aneinander vorbeifahren von zwei Groß-LKW.